Für viele Kinder getrenntlebender Eltern bringt die Corona-Zeit eine Verschiebung des Rhythmus mit sich, indem sie das jeweilige Elternteil sehen oder bei ihm leben. Auch für viele Eltern kommt der oft hart erkämpfte Modus jetzt aus dem Takt.

Obschon die Kontakt- und Reisebeschränkungen für getrenntlebende Eltern und ihre Kinder nicht gelten und das Umgangsrecht nicht beschnitten werden dürfe, wie die Hamburger Sozialbehörde gerade noch einmal versicherte, müssen viele Mütter und Väter damit klarkommen, dass sie die Kinder jetzt weniger sehen – oder die ganze Zeit lang nicht.

Auch wenn manch eine oder einer sich das mal wünscht, eine Zeit ohne Kind zu verbringen – es kann einen ganz schön unfroh machen, ohne Kind zu sein. Gern würde man es jetzt begleiten, oder auch selbst durch die Themen des Nachwuchses abgelenkt werden.

 

Rituale einführen

Eure Kinder zeigen Euch das Vermissen vielleicht nicht so, wie Ihr es Euch wünscht. Sie antworten nicht auf die Whatsapp-Nachrichten, rufen nicht an, Ihr denkt: „Blödes Kind!“ und fühlt Euch nicht geliebt. Oder meint, der oder die Ex könnte das Kind ja mal zum Anrufen bewegen.

Dabei ist es ganz einfach: Wenn es in der Zeit vor Corona keine verankerten Rituale für die Kontaktaufnahme zum anderen Elternteil gab, etwa durch Gutenachtsageanrufe, denken Kinder in diesen Zeiten auch nicht daran. Sie machen das, was sie immer machen – auch wenn der zeitliche Abstand im Rhythmus größer ist.

Kinder fühlen sich beim jeweiligen Elternteil geborgen. Auch, wenn dort alles ganz anders ist, als bei einem selbst.

 

Jetzt ist es an uns, als Eltern, unsere Wünsche zu formulieren und mit dem getrennten Elternteil zu verhandeln, was möglich ist, denn bei Corona ist alles anders und darf anders sein. Zum Beispiel könntet Ihr Euch per Videoanruf zum Abendbrot dazu schalten, eine Verabredung zu einem Spiel per Video treffen, ein Ritual entwickeln, wie täglich ein Foto zu schicken oder, oder, oder…

Ja, und es kann auch sein, dass trotz der besonderen Umstände dieser Tage die Kommunikationsschwierigkeit mit der oder dem Ex bleiben und nichts geht und Ihr denkt: „A….!“ Dann denkt daran, solange sich Euer Kind nicht meldet, ist in der Regel alles gut und es liebt Euch wie immer!

Das heutige Spiel: Was ist in der Socke? Fühlt mal!

 

„Alles ganz entspannt“ las ich gestern als Headline bei einem großen Nachrichtenportal. Ich finde, entspannt ist was anders, aber ich möchte dies zum Anlass nehmen und Euch mal loben für das Viele, das ihr im Moment als Eltern leistet. Täglich höre ich in den Beratungsgesprächen mit Eltern, wie viele Gedanken Ihr Euch macht und wie komplex Eure Aufgaben geworden sind.

Ich höre, was Euch die neue Situation abverlangt. In der Elternrolle und als Individuum. Und nun starten wir in die 3. Woche: Corona: „Bleibt Zuhause!“.

Ihr leistet ungemein viel als Eltern. Ihr bemüht Euch, eine gute Stimmung zuhause zu schaffen, bemüht Euch, im Homeoffice was zu leisten, setzt Euch mit Kurzarbeit auseinander und finanziellen Ängsten, kümmert Euch um komplizierte Zuschuss- und Rettungsanträge, schafft den anstrengenden Lebensmitteleinkauf (mit nerviger Maske), seid nun plötzlich Lehrer oder Lehrerin und steht unter Leistungsdruck für Eure Kinder. Ihr seid Freizeitentertainer – Ihr überlegt Euch Sporteinheiten, Fahrradtouren und ja, und Ihr schafft es, schöne Momente der Nähe mit den Kindern entstehen zu lassen. Ihr wascht die Wäsche und kocht. Ihr übt Euch in Toleranz mit langschlafenden Jugendlichen und langem Mediengebrauch. Ihr habt viel Absprachen mit dem Partner oder der Partnerin zu treffen, und wohlmöglich mit dem oder der schwierigen Ex noch mehr Generve als sonst schon. Und ja, manchmal verzweifelt Ihr und manchmal brüllt Ihr und manchmal findet Ihr Eure Liebsten zum Kotzen. Und manchmal denkt Ihr: „Alle schaffen das. Nur bei mir läuft es so gar nicht!“

Doch klopft Euch auf die Schulter, macht Euch bewusst, dass es bei anderen auch nicht perfekt ist und sagt Euch: „Das habe ich gut gemacht! Ich versuche jeden Tag die Situation hinzubekommen!“

 

Diese Pandemie lässt die Welt von einem zum anderen Tag stillstehen.

Was löst das in uns als Eltern und in unseren Kindern aus?

Wie können wir Kinder unterstützen, mit der Angst und Unsicherheit umzugehen?

Unsicherheiten und Ängste dürfen sein, Ihr müsst sie nicht verheimlichen, auch Euer Kind darf spüren, dass nicht alles so ist wie vorher. Auch darf euer Kind wissen, dass Ihr auf manche Fragen keine Antwort habt.

 

  • Informiert Euch über offizielle und behördliche Quelle über den neusten Stand. Das gibt euch Sicherheit und Handlungsideen
  • Die Empfehlungen wie Händewaschen, Zuhause bleiben, etc. zu befolgen, gibt Euren Kindern Orientierung und Sicherheit
  • Sagt Euren Kindern, dass Ihr sie beschützt
  • Hört Euren Kindern zu, wenn sie ihre Sorgen erwähnen. Zum Beispiel, weil sie mitbekommen haben, dass jemand im Umfeld erkrankt ist
  • Verdeutlicht, dass alles getan wird, uns alle zu schützen und Kranke zu heilen
  • Berichtet wie die Krankheit im guten Fall verläuft
  • Schafft ein Ritual, einen zeitlich festgelegten Punkt am Tag für das „Steinchen im Schuh“. Ein Rahmen, in dem das Kind erzählen kann, wie es ihm geht und ob etwas „drückt“. Bei größeren Kindern und Jugendlichen kann auch das Mittag- oder Abendessen ein guter Moment sein
  • Unterstützt sie bei den Schulaufgaben, um Alltag herzustellen (aber nur solange es nicht zum Terror wird)
  • Lasst ältere Kinder großzügig das Handy nutzen um sich mit Gleichaltrigen auszutauschen
  • Sagt Euren Kindern, es gibt einen Sommer, einen Herbst und es geht weiter…
  • Verbringt Zeit zusammen. Zum Beispiel zum Vorlesen. Märchen eigenen sich ideal dazu, Ängste indirekt zu thematisieren
  • Bastelt eine Kiste* in die ihr Zettel mit den Wünschen reinlegt, mit Unternehmungen, die ihr nach der „Bleibt zuhaue“-Zeit machen wollt! (Tipp von Julia, vielen Dank!)

Liebe Eltern!

Wer hätte gedacht, dass nochmal die Zeit kommt, in der es Lobhudelei aufs Handy gibt?!? Aber doch: Das Handy rettet unseren Alltag und vor allem das Leben unseres „Pubertiers“.

Abgeschnitten zu sein von den Freunden, ein Leben ohne Schulhof und anderen Treffpunkten ist für Pubertierende eine Qual. Und nicht nur das. Dann noch so viel Zeit und Nähe mit Mutter, Vater und teilweise nervigen Geschwistern verbringen zu müssen – quasi ein Alptraum.

Es rettet sie dieses kleine Gerät: das Smartphone – was jetzt mal wirklich seinem Namen gerecht wird, es ist smart, sprich clever!

Es kann etwas, das wir als Eltern nicht bieten können, es ermöglicht den Jugendlichen:

  • den ersehnten Kontakt zur Außenwelt, ein Entfliehen aus der Isolation
  • den Kontakt zu Menschen, die es verstehen
  • übers Handy können Ängste an- und ausgesprochen werden, die Corona in ihnen auslöst
  • es gibt die Möglichkeit, über Filme und Posts zu lachen
  • es informiert über Corona und die Welt. Jeder weiß jetzt, wo Wuhan in China liegt, was ein Virologe ist und was eine Pandemie
  • es ermöglicht Kreativität und Ausdruck des Ichs über Fotos und Filme, und das vom Zimmer aus, statt vom Urlaubsort
  • ja und ganz wichtig: Musikvideos sind die Verbindung zur emotionalen Welt
  • und, aus Elternsicht perfekt: sie können durchs Smartphone am digitalen Schulleben teilnehmen!

Ein Cleverding!

* Eine Lobhudelei, um nicht ganz schwarz zu sehen, wenn Euer Pubertier am Handy hängt. Und ja, es ist gut, wenn es sich auch mal körperlich betätigt…