Liebe Eltern, liebe Paare, liebe Individualist*innen!

Diese Corona-Zeiten sind der Nährboden für Vorwürfe. Die vielen Einschränkungen, die vielen Sorgen und Ungewissheiten führen zu Anspannung und Stress. Ein Ventil ist für viele, die Mitmenschen anzublaffen. Das eigene Unwohlgefühl wird umgeleitet und entlastet, indem ich jemand anderen für irgendetwas verantwortlich mache.

Nichts ist leichter, als bei der kleinsten Alltagsunachtsamkeit auszuflippen und Vorwürfe zu formulieren. Das kennen wir alle.

 

Nur leider erreichen wir damit nichts. Das Kind, der Partner, die Partnerin machen bei Vorwürfen die Ohren zu, schalten auf dicht, was wiederum unsere Laune noch schlechter macht. Oder das Gegenüber schlägt verbal zurück, holt gleichermaßen die Vorwurfskeule raus und es kracht richtig.

 

Ein „Gegenmittel“ sind die Ich-Botschaften.

Bei den Ich-Botschaften geht es darum, selbst bei den banalsten Anlässen zu ergründen, welches Bedürfnis gestört wird und welche Gefühle uns eine Situation macht.

Nehmen wir als Beispiel, dass jemand seinen Teller stehengelassen hat:

Es ist offensichtlich, dass die Person davon ausgeht, dass jemand anders ihn wegräumt. Nämlich ich.

Mein Impuls ist, einen Vorwurf zu formulieren: „Schon wieder hast Du Deinen Teller stehengelassen! Was glaubst Du eigentlich, wer ich bin?!? Die Putzfrau?“ Egal, ob wir das zu einem Erwachsenen sagen oder einem Jugendlichen (der mit Sicherheit auf die Frage ein „Ja!“ für uns übrig hat), Streit oder schlechte Stimmung ist programmiert.

Beherzige ich die Vorgehensweise der Ich-Botschaft, überlege ich, mit welchen Gefühlen und Bedürfnissen ich es zu tun bekomme. Das wären in diesem Beispiel: Ich sehe nicht ein, dass ich für das Wegräumen zuständig sein soll. Mir setzt die Corona-Situation auch zu. Auch ich bin angespannt und fühle mich teilweise allein. Ich möchte in diesen Corona-Tagen spüren, das ich nicht für alles verantwortlich bin. Mein Wunsch: dass alle im Haushalt mithelfen.

Entsprechend formuliere ich mein Bedürfnis: „Der Teller steht noch da. Ich möchte in diesen anstrengenden Tagen spüren, das ich nicht für alles verantwortlich bin, wodurch ich mich alleine und sehr angespannt fühle. Darum helft bitte im Haushalt mit!“

 

Manchmal brauchen die Ich-Botschaften ein wenig Übung. Hat man sich erst einmal darauf eingelassen, ist das Prinzip schnell verinnerlicht.

 

Ein Versuch ist es wert für die friedlichere Stimmung zuhause!

 

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